Eine Tablette auf den Markt zu bringen, war schon immer schwierig. Zeit, Kapital, Forschung und Entwicklung sind sehr wichtig in diesem Prozess. Aber eine der schwierigsten Phasen ist die eigentliche Produktion der Tablette. Es gibt viele Faktoren, die während der Produktion beachtet werden müssen. Darunter sind unter Anderem die Tablettenqualität und die Stillstandszeit der Ausrüstung. Wenn diese nicht berücksichtigt werden, können Verzögerungen bei der Auslieferung des Produktes auftreten. Es gibt verschiedene Schritte, die vor dem Beginn der Herstellung unternommen werden müssen, damit das Risiko solcher Fehler minimiert wird.
Einführung In Die Tablettierung Teil 2
Überziehen von Tabletten
Tabletten können durch das Auftragen eines Überzugs aus Zucker oder einem Polymer verbessert werden. Der Überzug erfüllt mehrere Zwecke:
- Hinzufügen von Farbe oder Glanz, um das Produkt für Kunden ansprechender zu machen
- Verdecken des Geschmacks des darunterliegenden Stoffes, der für Patienten unangenehm ist
- Auftragen eines Logos, um die Marke des Produktes zu betonen
- Verlängerung der Haltbarkeit der Tablette, indem er den Wirkstoff vor schädlichen Verunreinigungen aus der Umwelt schützt
- Beeinflussung der Auflösegeschwindigkeit des Produktes. Damit können Tabletten beispielsweise durch den Magen geschleust werden und erst im Darmtrakt ihren Wirkstoff freisetzen
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Grundlegende Ausrüstung für das Überziehen
Die traditionelle Methode, Tabletten zu überziehen, ist ein Dragierkessel, in dem die Tabletten in einer wässrigen oder nichtwässrigen Lösung herumgewirbelt werden. Neuere Methoden nutzen einen perforierten Dragierkessel. Durch die Löcher kann die Flüssigkeit ablaufen. Beim Wirbelschicht-Coating werden die Pellets überzogen, während sie durch einen Luftstrom in der Luft schweben. Die folgende Liste gibt einen Überblick über die verschiedenen Überzugmaschinen, die heute verfügbar sind:
- Traditioneller Dragierkessel
- Immersion Sword System
- Pellegrini-System
- Immersion Tube System
- System mit perforiertem Dragierkessel
- Driacoated
- Glatt Coater
- Hi-Coater
- Accela Cota
- Wirbelschicht-Coating
Bei Kesselverfahren werden für nichtwässrige Lösungen des Überzugsmaterials Geschwindigkeiten von 10 – 15 U/min empfohlen. Für wässrige Lösungen sind es 3 – 10 U/min
Für Zuckerüberzüge kann es notwendig sein, mehrere Schichten aufzubauen, um eine vollständige Versiegelung und ein professionelles Aussehen zu erreichen. In der ersten Stufe wird eine wasserfeste Schicht aufgetragen, die die Tablette härtet. Gleichzeitig bildet sie eine Barriere, um das Eindringen von Feuchtigkeit vermeiden. Jedes der folgenden Dichtmittel kann verwendet werden, um Tabletten wasserfest zu machen:
- Propylenglycol
- Shellac (Gefahr einer Zunahme des Zerfalls und Auflösung aufgrund von Polymerisation. Kann zu geringerer Absorbtion der Tabletten führen.)
- PEG 4000
- Zein
- Celluloseacetatphthalat (CAP)
- Oleinsäure
- Polyvinylacetatphthalat
- Puder/Subcoat
- Gummi Arabicum
- Calciumkarbonat
- Kaolin
- Rohrzucker
- Dextrose
- Maisstärke
- Talk
- Calciumsulfat
Wenn die Tablette versiegelt ist, kann eine glatte Schicht aufgetragen werden. Normalerweise ist dies ein Zuckersirup (z. B. Rohrzucker, Dextrose oder Glukose) und Gummi/ Wachs (z .B. weißes Bienenwachs, Karnaubawachs). Der Überzug kann zudem farbig sein, um das Aussehen der Tablette zu verbessern. Zum Schluss wird die Tablette poliert. Damit wird der Überzugprozess abgeschlossen, der den Tabletten den Glanz verleiht.
Die Alternative zum Zuckerüberzug ist die eines Polymerfilms. Die dafür eingesetzten Methoden umfassen:
- Schüttmethode: Diese traditionelle Methode wird heute eher selten angewendet, da sie verschiedene Nachteile hat: (a) erfordert zusätzliche Schritte wie Trocknen, um die Lösung zu entfernen, (b) langsam, (c) erfordert manuelles Eingreifen und (d) wässrige Lösungen sind für diese Methode nicht gut geeignet (sie verursachen eine Übernässung der Tablette).
- Kessel-Sprüh-Methode: Wird der Schüttmethode vorgezogen, da der Prozess automatisiert werden kann. Dies erhöht die Effizienz.
- Luftstrom: Luftwirbel mit Polymerspray
Polymerfilmbildner umfassen:
- Hydroxypropylmethylcellulose (HPMC) – ideal für die Kessel-Sprüh-Methode sowie für die Luftstrommethode. Das Polymer ist im Magensaft, in Wasser und organischen Flüssigkeiten löslich. Nachteile – Wenn dieser Filmbildner allein eingesetzt wird, neigt er zum Brücken oder Entprägen der Tablettenoberfläche. HPMC muss daher mit anderen Weichmachern oder Polymeren verwendet werden.
- Methylhydroxyethylcellulose (MHEC) – wird selten verwendet, ist löslich in verschiedenen organischen Lösungen.
- Ethylcellulose (EC) – EC wird normalerweise mit anderen wasserlöslichen Zusätzen wie HPMC kombiniert. Dies liegt daran, dass EC nicht in Wasser und Magensäure lösbar ist. Nicht mit Weichmacher behandelte EC-Filme sind eher schwach und benötigen Modifizierer, um richtig eingesetzt werden zu können.
- Hydroxypropylcellulose (HPC) – HPC löst sich bei Temperaturen unter 40 °C in Wasser, ist aber über 45 °C wasserunlöslich. Es ist auch in anderen polaren organischen Lösungen und in Magensäure löslich.
- Povidone – Dieses ist mit Molekulargewichten von 10k, 40k, 160k und 360k verfügbar. K-30 ist am weitesten verbreitet beim Überziehen und Binden von Tabletten. Es gibt vier Viskosegrade: (K15, K-30, K-60 und K-90)
- Polyethylenglycol (PEG) – die (200-600) PEG mit niedrigem Molekulargewicht sind bei Zimmertemperatur flüssig und werden häufig als Weichmacher verwendet. PEG mit höherem Molekulargewicht (900-8000) ist weiß und wachsartig bei Zimmertemperatur. Die Kombination der PEG-Wachse und CAP ergibt einen löslichen Film.
- Polyacrylate – Diese werden unter der Marke Eudragit vertrieben. Eudragit E ist ein kationisches Co-Polymer, welches auf Polymethylacryl beruht. Das Eudragit E quillt bei Kontakt mit Magensaft mit einem PH-Wert von bis zu 5,0. Es löst sich zudem im Magen auf. Die Polymere ergeben einen Film, der die Wirkung verzögert. Die Copolymere Eudragit RL und RS haben einen niedrigen quarternären Amoniumgehalt.
Magensaftresistente Polymermaterialien
Diese Stoffe sind bei einem PH-Wert von unter 5,0 magensaftresistent. Über 5,0 lösen sie sich in wässrigen Lösungen auf und setzen so den Wirkstoff frei, sobald sie den Magen passiert haben: Beispiele sind:
- Celluloseacetatphthalat (CAP) – dies ist der am weitesten verbreitete Tablettenüberzug. Es ist ab einem PH-Wert von 6,0 löslich.
- Aquateric – Dies ist eine patentierte, wässrige Variante von CAP (von FMC Corp., USA vertrieben). Die Partikelgröße liegt zwischen 0,05 und 3 Micron (CAP)
- Polyacrlyate
- Hydroxypropylmethylcellulosephthalat – Bekannte Markennamen sind: HP-50, HP-55, HP-55-S. Es ist unter einem PH-Wert von 5 bis 5,5 schwerer löslich als andere Polymere.
Um die physischen Eigenschaften der Polymere zu ändern, können Weichmacher zugesetzt werden. Diese ändern die Bruchkraft, Biegsamkeit und die Adhäsionseigenschaften des Films. Zudem verändern sie die Wechselwirkungen zwischen den Polymeren. Verbreitete Weichmacher sind:
- Rizinusöl
- Tenside
- Propylenglycol (PG)
- PEG mit niedrigem Molekulargewicht (200-400)
- Glycerin
PEG und PG werden bei wasserbasierten Überzügen verwendet. Rizinusöl hingegen wird bei organischen Überzügen eingesetzt.
Bei Tablettenmischungen werden häufig Färbemittel zugesetzt, um das fertige Produkt unterscheiden zu können. Die Konzentration hängt davon ab, wie hell (0,01 %) oder dunkel (2 %) die Farbe sein soll. Die am häufigsten vorkommenden Farben sind:
- Karmin (meistverbreitet)
- Anthozyan
- Eisenoxid
- Carotenoide
- Karamell
- Flavone
- Chlorophyll
- Karminsäure
- Gelbwurz
Anstatt die gesamte Tablette zu färben, kann die Farbe dem Film zugegeben werden. Mögliche Stoffe sind Opalux, welches für Zuckerüberzüge verwendet wird. Opadry und Opaspray werden bei Filmüberzügen eingesetzt. Farbstreckmittel helfen dabei, die Farbe in dem gesamten Film zu verteilen. Damit ist weniger der teuren Farbe notwendig. Beispiele für Farbstreckmittel sind:
- Aluminumhydroxid
- Aluminumoxid
- Kalziumsulfat
- Magnesiumoxid
- Talk
- Titaniumdioxid (meist verwendet)
Filmdefekte
Das Aussehen der Tabletten kann durch verschieden Dinge beeinträchtigt werden. Die folgenden Punkte zeigen häufige Beispiele:
Kleben/ Deckeln - tritt auf, wenn Teile des Films von der Oberfläche der Tablette abgezogen werden. Es kann auftreten, wenn Tabletten zusammenhaften oder wenn der Film zu feucht wird und damit am Kessel festklebt. Dadurch wird das Innere der Tablette freigelegt. Kleben und Deckeln können verhindert werden durch: (i) Reduktion der Einwirkzeit des Überzuges und (ii) Erhöhung der Lufttemperatur.
Rauheit - dieser Defekt tritt auf, wenn das aufgetragene Polymer trocknet, bevor es den Boden des Kessels erreicht. Gegenmaßnahmen sind: (i) Den Sprühkopf tiefer in den Dragierkessel bewegen und (ii) die Zerstäubungsrate verringern.
Orangenhauteffekt - dieser Oberflächendefekt lässt die Tablette matt und rau erscheinen – wie einer Orangenschale. Es kann vermieden werden indem: (i) mehr Lösungsmittel verwendet wird, um die Viskosität zu senken und (ii) schonend getrocknet wird.
Bridging und Zusetzen - treten auf, wenn der Film nicht eng an der Tablette anliegt. Kann verhindert werden durch Änderung des Weichmachers oder Erhöhung seiner Konzentration.
Abplatzen der Glasur - tritt auf, wenn die Lösung schnell trocknet. Kann durch einen langsameren Trockenvorgang behoben werden.
Matt werden - dabei wird der Überzug nach längerer Lagerzeit bei höheren Temperaturen matt. Dies kann verhindert werden durch (i) Erhöhung des Molekulargewichts des Weichmachers und/ oder (ii) Reduktion der Konzentration des Weichmachers.
Farbunregelmäßigkeiten - bei diesem Defekt sind die Tabletten unterschiedlich gefärbt. Normalerweise wird dies verhindert durch: (i) mittlere Trockenbedingungen (ii) Änderung der Formel des Weichmachers oder der verwendeten Zusätze oder (iii) besseres Vermischen der Farbe und anderer Filmmaterialien.
Rissbildung- der Film kann an der Krone oder den Ecken der Tablette reißen. Dies kann verhindert werden, indem die Konzentration und die Art des Weichmachers angepasst werden.